Zugelaufen: CRS A465 und C500 Controller

  • Liebe Gemeinde,


    TL;DR:


    Meinem Sohn (Maschinenbaustudent) und mir (Softwaremensch) ist ein Roboterarm zugelaufen. Es handelt sich um einen CRS A465 mit einem C500 Controller und diversem Zubehör.

    "It's a robot! Can we keep him?"

    Wer kann uns mit Informationen und Tips aller Art helfen diese Maschine wiederzubeleben und ein Lern- und Spaßprojekt damit umzusetzen?


    Angehängt nur ein paar schnelle Bilder davon was wir bekommen haben. Richtig anfangen wollen wir Anfang Juli.


    Längere Fassung:


    Das Gerät wurde an einer Hochschule ausgemustert. Wir haben es mit den Worten "Der Controller ist kaputt" bekommen:



    Wir haben beide sehr wenig Praxiswissen über Roboter im Allgemeinen und diese Maschine im Besonderen. Aber das Angebot konnten wir trotzdem nicht ausschlagen.

    Irgendwas
    muss sich doch damit anfangen lassen!


    Ich habe schon seit Jahren ein absurdes Projekt an der Schnittstelle von Technik und Kunst im Kopf, und dafür scheint mir dieser Familienzuwachs perfekt geeignet. Ich akzeptiere das als Karma und möchte diesen Arm gerne in Betrieb nehmen, programmieren lernen und dann damit mein Gehirn von Stahl implementieren.


    "Der Controller ist kaputt" äußerst sich im schnellen Rauchtest zwischen Tür und Angel darin, dass einfach nichts passiert.


    Tatsächlich war schon mal jemand in der Box, hat sie ziemlich weitgehend zerlegt, und dann beschlossen sie nicht wieder fertig zusammenzubauen. Ein paar unsystematische Bilder dazu habe ich angehängt.


    Im Moment bin ich vor allem dabei Dokumentation zusammenzutragen. Ich habe bisher gefunden:


    • A465 Robot Arm User Guide For use with a C500C Controller (UMI-33-465)
      (richtiger Arm, falscher Controller)
    • A255 Robot Service Manual (UMS-14-504)
      (falscher Arm, richtiger Hersteller)
    • C500C Controller User Guide (UMI-33-CON)
      (falscher Controller)
    • Diverse Anleitungen und Referenz zu RAPL-3, in diesem Stadium noch nicht so richtig vollrelevant :)


    Besonders die Handbücher zum falschen Controller und dem falschen Arm sind so detailliert, dass ich mir vorstellen kann, dass Zugriff auf die Richtigen aus dem selben Haus wahrscheinlich viel Trial-and-Error und Schmerzen vermeiden kann.


    Der konkrete Plan sieht mich Anfang Juli in Aachen für drei oder vier Wochen mit dem Ding zusammenzuziehen und workshopartig zu sehen was sich machen lässt.


    Gesucht sind also Informationen zum Gerät und allgemeine Tips. Vielleicht hat jemand persönliche Erfahrung? Vielleicht hat sogar jemand Lust sich das mit anzuschauen. Oder einfach gute Ideen.

    Danke für's Lesen bis hierher und Grüße,
    Marian

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  • Bist Du sicher mit CSR ?

    Sollte dies nicht CRS sein. (heute wohl Thermo CRS Ltd. oder Thermo Fisher Scientifc).

    Evtl. kriegst Du da noch Infos dazu.

    Manche Maenner bemuehen sich lebenslang, das Wesen einer Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen z.B. der Relativitaetstheorie.

  • Hallo,


    diese Roboter waren auch zu ihrer Zeit hierzulande relativ selten. Hauptsächlich Laborautomatisierung und so Zeug. Hatte mal auf der Messe Kontakt zu Anwendern, die sich über die Dinger beklagt haben und zu was anderem wechseln wollten.


    Du bräuchtest auf jeden Fall ein Servicemanual vom Controller und einen Schaltplan. Dazu gewisse Elektronikkenntnisse und Messgeräte.


    Das ist natürlich ziemlich altes Zeug. Da sind einige Bauteile drin, die nach 25 bis 30 Jahren Probleme machen werden (Kondensatoren, Quarzoszillatoren, Speicherbausteine).


    Wünsche trotzdem viel Spaß beim Basteln


    Urmel

  • Ich habe mir mal etwas die Bilder angesehen.


    "Controller.jpg" zeigt, dass die Steuerung um ein PC Motherboard herum aufgebaut ist. Man erkennt da einen Intel "i287 XL" Koprozessor, d.h. da wird wo noch ein 80286 Prozessor daneben sein. Also vermutlich alles Mitte der 1980er entstanden.


    Netzteil wird also eine Art erweitertes PC Schaltnetzteil sein. Das ist etwas gefährlich, da dran rumzumachen. Eventuell herausfinden was für Spannung und Ströme die Kiste benötigt und durch ein oder mehrere neue Netzteile ersetzen.


    Aber auch auf dem Controller sehe ich Probleme. Da sind mindestens zwei Eproms (zwei Chips neben einander mit weißen Aufklebern drauf). Die könnten ihren Inhalt verloren haben.


    Ein paar von den Kondensatoren könnten Tantal Elkos sein, die könnten sich in Kurzschlüsse verwandelt haben.


    Drei Quarzoszillatoren sehe ich auch. Glaube die altern auch.


    Unschön finde ich die zahlreichen blauen 10-Gang Potentiometer. D.h. da muss irgendwas genau abgeglichen werden. Könnte die Ursache für die Probleme sein, von denen damals die Anwender sprachen. (Das ist jetzt auch schon 20 Jahre her, dass die mir das erzählt haben.)


    Das wird eher eine Elektronikbaustelle, als was mit Robotern ...

  • Hallo, vielen Dank für's Gedanken machen.


    Die Einschätzung zur Elektronikbaustelle teile ich. Aber immerhin ist das alles ziemlich verständlich, selbst für Halbgebildete wie mich. Und mindestens lernen wir was dabei.


    Wir haben inzwischen etwas genauer reingeschaut. Die Diagnose "tut gar nichts" hat sich bestätigt.


    Es ist nichts erkennbar kaputt, gebläht, schwarz oder ausgelaufen. Also haben wir alle sichtbaren Sicherungen überprüft und sind dann mit dem Multimeter dem Weg des Stroms gefolgt. Eine der ersten Stationen ist ein "Soft Start Board". Bilder hängen an.


    Das Modul ist vermutlich dazu da, den Strom beim Einschalten zu begrenzen. Unter anderem ist in dem Gehäuse eine große Kondensatorbank verbaut, da kann ich mir vorstellen, dass das sinnvoll ist. Das Board hat einen dicken (von der verbratbaren Leistung her) Widerstand und in Reihe mit ihm und darauf geschnallt eine Temperatursicherung, beschriftet als F1. Die ist offen, hat also offenbar ausgelöst.


    Außerdem befindet sich auf dem Board eine Schaltung, die ich als Verzögerungselement identifiziere. Sie soll nach kurzer Zeit mit einem Halbleiterrelais den Widerstand überbrücken und so zuerst den Strom begrenzen und dann "Gas geben".


    Mit der offenen Temperatursicherung bekommt überhaupt niemand Strom, auch nicht das Delay selber und ergo passiert überhaupt nichts.


    Wir haben die Temperatursicherung testweise durch eine Brücke ersetzt und das Gerät startet bis zu einem A1 auf dem Display durch. A1 heißt "Alle Diagnostiktests bestanden". Und es gibt eine gute Anzeige auf dem Teaching Pendant. Das heißt dass schon mal ziemlich viele Dinge funktionieren :)


    Wir haben verifiziert, dass das Relais etwa eine Sekunde nach dem Einschalten auf der Steuerseite 20V sieht. Also scheint die Verzögerungsschaltung an sich zu funktionieren, aber das Relais selber nicht. Wie ich das prüfen könnte ohne ein bisschen was darum herum aufzubauen weiß ich nicht.


    Wir haben deshalb jetzt eine neue Temperatursicherung und ein hoffentlich passendes Relais bestellt und sehen mal weiter.


    Grüße, Marian

  • Danke für das Update.


    Deine Beschreibung der Verzögerungsschaltung klingt plausibel. Auch sieht es in der Tat so aus, dass der Mainboard Teil noch ziemlich ok ist.


    Die Temperatursicherung hat aber wohl nicht aus Jux ausgelöst. Wahrscheinlich hat ein Fehler in der Leistungselektronik den Widerstand überhitzt. Da müsste dann noch was anderes kaputt sein, wodurch jetzt kein höherer Einschaltstrom mehr fliesst.

  • > Die Temperatursicherung hat aber wohl nicht aus Jux ausgelöst.

    Klar, das ist ein Folgefehler.


    Wir haben aber auch diagnostiziert, dass der "zweite Gang" des Soft Starts nicht eingelegt wird. Das Relais, das nach einer kurzen Verzögerung den Widerstand überbrücken soll, schaltet nicht durch. Das bedeutet, das ganze System läuft mit der angezogenen Handbremse unbegrenzt weiter.


    Unsere Hypothese ist, dass der Wiederstand vielleicht einfach deswegen zu warm geworden ist: Vorgesehen ist er für eine Sekunde Betrieb beim Einschalten, aber er bleibt einfach im Kreis. Vielleicht reicht das um ihn zu überlasten, bzw. die Thermosicherung auszulösen bevor das passiert.


    Der Widerstand selber sieht gesund aus, die Platine darunter ist auch nicht verfärbt. Ich denke also der Schutz hat funktioniert.


    Wir tauschen jetzt die Thermosicherung und das Relais aus und schauen dann nochmal. Teile sind in der Post...


    Grüße, Marian

  • Hallo,


    Wir haben das Soft-Start-Board erfolgreich reparieren können und der Controller startet fast vollständig so wie in der gefundenen Dokumentation beschrieben.


    Mit dem Teach-Pendant lässt er sich homen, nimmt seine ready-Position ein und man kann alle Achsen bewegen. Auch in kartesischen Koordinaten:


    https://youtube.com/shorts/HVRQtuc0P-U


    Wir haben am seriellen Konsolenport an der Front des Controllers einen Laptop mit Terminalemulator angeschlossen. Wenn der Controller startet können wir die Bootmeldungen lesen und da erscheint alles gesund.


    Laut Dokumentation soll auf dem Port auch eine "system shell" laufen von der aus man die "application shell" starten kann. Und mit der sollte Bewegung auch per einfache ASCII-Kommandos möglich sein.


    Leider bekommen wir keinen Prompt und es werden keine Kommandos angenommen.


    Über das Teach-Pendant lassen sich die Parameter der seriellen Schnittstelle (Baudrate etc) einstellen und wenn man sie speichern möchte (@@SETUP) bekommen wir "58 NO ACCESS"


    Das lässt vermuten, dass da irgendein Sicherheitsfeature im Weg ist. Vielleicht hindert das auch die Shell daran zu starten?


    Leider kann ich dazu nichts in der mir vorliegenden Dokumentation finden was nach Zugriffskontrolle aussieht und der Fehler 58 kommt auch nicht vor.


    Die Host-Software namens ROBCOMM haben wir auch nicht und konnten sie bisher noch nicht auftreiben.


    Also scheint elektrisch und mechanisch alles zu funktionieren. Auch genug von der Firmware/OS um auch komplexe Aktionen durchzuführen.


    Aber programmieren können wir noch nichts.


    Grüße, Marian.

  • Leider bekommen wir keinen Prompt und es werden keine Kommandos angenommen.

    Hallo Marian,


    ich habe jetzt ebenfalls das exakt gleiche System wie Du und leider das gleiche Problem, dass keine Eingaben von einem angeschlossenen Terminal angenommen werden, auch dann nicht wenn ich über das Teachpendant die COM-Schnittstelle auswähle, wobei das Teachpendant dann auch deaktiviert wird.

    Die Startsequenz wird nach dem Einschaltvorgang jedoch korrekt ausgegeben.

    Hast Du inzwischen die Lösung für dieses Problem gefunden? Ich habe übrigens die Robocom3 Software, falls du diese noch benötigst.


    Grüße Thomas

  • Hallo, ich bin der Sohn, und hab den Robo inzwischen im lokalen Hackerspace aufgebaut. Weitere Fortschritte hatten wir leider da auch nicht, aber ich hab vor als nächstes mal die Kommunikation vom Teachpendant extern auszulesen, und zu gucken, ob ich die imitieren oder zumindest den lokal-kontrollpunkt vernünftig verwenden kann, ie. mit echter tastatur und scrollbarem terminal.


    Ich habe übrigens die Robocom3 Software, falls du diese noch benötigst.

    Die Software zu haben wär sehr cool, ich würd gern mal gucken, was die eigentlich alles so macht. Ich würde denken eigentlich nur die shells Maschinel bedienen, das ACI protokol das die controller für datenübertragung über RS-232 haben implimentieren, und vielleicht RAPL code highlighting/compilation.

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