SafeRobot in der Praxis

  • Hallo Zusammen,


    mich würde mal von euch interessieren, wie ihr SafeRobot in der Praxis einsetzt.
    Im speziellen geht es mir um den Zellbereich und die Nachlaufwege des Roboters.
    KUKA schreibt in der Dokumentation sehr einfach, dass der Systemintegrator diese Nachlaufwege in der Parametrierung mit berücksichtigen muss!


    in der Roboterdokumentation ist unter Anhalteweg für einen KR210 R2700 extra in der Achse 1 bei 100% Geschwindigkeit min 30°-49° Nachlaufweg angegeben.
    Angenommen der Roboter ist beim verlassen des Zellbereichs bei 100% Geschwindigkeit und hat eine Auslenkung von 60% (1620 mm) dann habe ich einen Nachlauf von 848 mm. Bei 100% Auslenkung wären dass dann 1414 mm.


    D.h. mein virtueller Schutzzaun müsste ca. 1,5 m weiter innen liegen als der echte Schutzzaun.
    Welcher Anlagenbauer hat denn bitte soviel Platz oder soviel Zeit um so langsam zu fahren?
    Oder habe ich generell ein Problem mit dem Verständnis?
    Habe auch schon mit KUKA telefoniet, ohne Ergebnis.


    Danke für eure Antworten

  • Schritt für Schritt zum Roboterprofi!
  • Hallo,


    grundsätzlich hast du nicht ganz recht, weil du mit dem Abstand von 1500mm bei Vollgas, Vollauslage und Volllast nur 90mm Abstand zum Zaum hast. Wenn du Makrolon oder irgend etwas gleichwertiges in der Anlage hast, das verhindert dass der Werker seine Finger durch steckt ist das ok, bei nem standard Schutzzaun brauchst du wenn ich mich recht erinner 120mm.


    Jetzt kommt das ABER. Wann hat man schon mal den Fall dass der Robi mit Vollgas, Vollauslage und Volllast in den Zellenbereich fährt? Es handelt sich mit Sicherheit um keine Programmierte Bahn, d.h. es MUSS ein Fehler in der Steuerung vorliegen und wie sich der Robi dann verhält ...


    Bei uns ist es so, dass der Kunde 200mm Abstand zum Zaun fordert. Wir fahren den Zellenbereich von Hand in T1 an und messen den Horizontalen Abstand zwischen Zaun und Greifer/Bauteil (was halt näher ist). Was dabei natürlich zu berücksichtigen ist, sind die Werkzeugkugeln. Um sicher zu gehen ob der Absatnd wirklich passt am besten mit verschiedenen Greiferstellungen den selben Punkt am Zellenbereich anfahren um den kleinsten Abstand zu finden.
    Was viel spannender ist, sind geschaltete Überwachungsräume, da dort im Regelfall eine programmierte Bahn hinführt und Arbeitsplätze sind. Da spielen die Abstände eine wesentlich wichtigere Rolle.


    Zu KUKA: Wenn sie klug sind, werden sie dir keine Angaben zu irgend welchen sicherheitsrelevanten Abständen geben, da sie sonst angreifbar werden.


    Zu Mir: Ich bin kein Sicherheitsingeneur, daher beruhen alle Angaben auf Erfahrungen durch Abnahmen der SafeOp innerhalb Deutschlands. Keine Gewähr auf Vollständigkeit oder Richtigkeit.


    Liebe Grüße
    RobbiTobbi

  • Hi,


    danke für deine Antwort.
    Ich will lediglich Erfahrungen sammeln, wie andere dies Umsetzen, du brauchst also keine Sorge wegen Haftung zu haben.
    Mich würde aber trotzdem interessieren, wie euer Kunde auf 200mm kommt?
    Ist dies ein richtwert, die bei diesem Kunde so üblich ist?


    Die Finger habe ich bis jetzt noch überhaupt nicht mit berücksichtigt, da wir überlegen Makrolonscheiben zu verbauen.
    Laut KUKA Dokumentation hast du aber bei einer Auslenkung von 60% immer noch einen Nachlaufweg von 848mm.
    Wenn ich es noch richtig im Kopf habe, bringt eine Reduzierung der Last nicht sonderlich viel weniger weg.


    Wenn du schaltbare Bereiche ansprichst, nutzt ihr auch SPC Schubladen?
    Wenn ja, wie weit liegen diese vom Schutzzaun entfernt?
    Hier haben wir im speziellen immer die größten Probleme.


    Grüße

  • Warum die 200mm gefordert sind, kann ich dir nicht sagen, da die ganze Konfiguration und die dazu nötigen Absprachen über die Simulation läuft. Ich darf das ganze nur zum laufen bringen.


    Die Frage die du für dich erst mal beantworten musst ist: Was bedeutet sicher?


    Wenn du das von KUKA vorgegebenen worst case Szenario als Grundlage nimmst, packst du den Robi am besten in ne Zelle in der er die Makrolonscheiben nicht erreichen kann.


    Bei uns sind nur Robis safe geworden die in der Nähe von Einlege- oder Nacharbeitsstationen sind. Sprich erhöhtes Personenaufkommen.


    In anderen Werken/Ländern sind, auf Wunsch des Kunden, alle Robis safe geworden die den Schutzzaun erreichen können, da die Qualifikation der Werker eine andere ist.


    Öhm, was sind SPC Schubladen?

  • SPC steht für die japanische Fernsehserie "Samurai Pizza Cats", was aber hierbei nicht gemeint ist.
    In diesem Fall steht es für "statistische Prozesskontrolle" und bedeutet das zyklisch Teile nach einer Bearbeitung entnommen, auf ihre Qualität kontrolliert und dem Prozess wieder zugeführt werden. Für den Roboter nichts anderes als dem Bediener Teile aus zu geben und wieder entgegen zu nehmen.
    Normalerweise funktioniert dies über eine Schublade am Schutzzaun.


    Hier fangen die Probleme an.
    - Roboter muss bis an den Schutzzaun fahren. (Je nach Größe der Schublade)
    - Erhöhte Bedieneraktionen in diesem Bereich
    - Eingreiffen des Werkers mit gesamten Arm (Schutzbereich auf 850 mm vergrößern)

  • Erst mal danke für das nutzlose Wissen. :merci:


    Das Thema geht jetzt etwas sehr weit in die Simulation, da wird es schwierig ohne die Anlage zu kennen gute Ratschläge zu geben.


    Grundsätzlich gilt, was nicht geht, geht nicht. Wenn die Konstruktion/Layout scheiße ist, kann es die Robotik auch nicht mehr retten.


    Bei uns wird ein Roboter wegen einer Schublade, im Sinne von er zieht das Teil mit einer Schublade aus der Anlage, nicht Safe, da es kein ständiger Arbeitsplatz ist.


    Wenn er mit dem Arm in die Anlage greifen muss, muss der Überwachungsraum entsprechend groß sein, so dass der Roboter mit ausreichend Abstand zum stehen kommt. Sprich Raum aktiv schalten und mal in T2 100% rein fahren und schauen ob die Abstände ausreichend sind.

  • Dann gibt es da noch die überwachte Geschwindigkeit, d.h. man kann im bzw. schon vor dem SPC-Bereich die max. Geschwindigkeit runtersetzen. Falls der Roboter dann zu schnell an die Zellengrenze fährt wird er angehalten, fährt er langsamer, dann darf er weiterfahren und dabei dann auch näher an den Schutzzaun ran. Dann passt's evtl. wieder.
    Das wird aber sehr häufig einfach ignoriert.

  • Stimmt, die hätte ich jetzt doch glatt vergessen, wobei man unterscheiden muss zwischen der Geschindigkeitsreduzierung und der sicher überwachten Geschwindigkeit im Zellenbereich bzw. Überwachungsraum.


    Wir haben die Geschwindigkeitsreduzierung aus, weil der Robi schon abgebremst wird, obwohl er den Zellenbereich/Überwachungsraum gar nicht verletzen würde sondern nur nah drann vorbei fährt. Das kann ziemlich nervig sein, kann aber die Lösung sein, wenn man Probleme mit den Abständen bekommt.

  • Hi RobbiTobbi,


    hatte ich auch gedacht, dass dies ev. mir helfen könnte.
    Leider ist diese Funktion ganz einfach über die Software über eine Variable de- / aktivierbar.
    D.h. dies ist keine sichere Funktion.


    Wenn dann muss man wie du schreibst über sicher überwachte Geschwindigkeit dies zusätzlich absichern.

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